Cloudcomputing über der Cloud: Wie das Internet ins Flugzeug kommt

Flynet-Nutzer mit Tablet. Foto: Lufthansa

Foto: Lufthansa

Im letzten Text haben wir erklärt, wie das Internet in den ICE kommt. Aber wie sieht es ein paar Kilometer weiter oben aus, im Flugzeug? Auch dort kann man mittlerweile surfen und E-Mails lesen. Nur wenn das Flugzeug in den Luftraum eines bestimmten Landes eindringt, bleibt der Bildschirm schwarz.

Auf dem Bildschirm zeigt die On-Board-Kamera, eingebaut ins Seitenleitwerk, bereits das sich schnell nähernde Ende der Startbahn. Aber dann ist es doch wie immer: Die Maschine der Lufthansa mit erhebt sich gemächlich in den Spätsommerhimmel über Frankfurt. Der Anstieg auf die Reiseflughöhe braucht seine Zeit, aber dann, ja dann wäre es wieder möglich: Online sein. E-Mails schreiben. Katzenbilder auf Tumblr angucken. WLAN und Internetzugang im Flugzeug sind keine Zukunftsmusik, sondern Gegenwart. Aber wie geht das – surfen über den Wolken?

Umrüstung fast abgeschlossen

Fast 90 Prozent der Langstreckenflotte der Lufthansa sind bereits mit dem FlyNet-System ausgestattet. Alle A330, A343, A346 und B747-400 Maschinen verfügen über WLAN, die Flaggschiffe der Flotte Boeing 747-800 und A380 werden derzeit nachgerüstet. Kostenpunkt: 100.000 bis 250.00 Euro. Kein Pappenstiel, aber im weltweiten Konkurrenzkampf der Airlines kann so ein Angebot Kunden überzeugen.

Das System wurde entwickelt von der Panasonic Avionics Corporation und setzt vor allem auf Satelliten. Die im Dach eingebaute Antenne richtet sich ständig auf verschiedene geostationäre Intelsat-Satelliten aus. Der Verbindungswechsel zwischen den Satelliten ist so schnell, dass die Nutzerinnen und Nutzer dies kaum merken. Laut Lufthansa betragen die Bandbreiten 6 Mbps (in das Flugzeug) und 1 Mbps (aus dem Flugzeug).

Auch die Satelliten müssen fit gemacht werden

Die Satellitenkommunikation läuft über Ku-Band (12,4 – 18 GHz). Panasonic Avionics will zukünftig eine Gesamtkapazität von 1 Gigabit pro Sekunde anbieten. Dafür ist neue Technik im All erforderlich. Einen Rückschlag gab es jedoch im Frühjahr, als der neue Intelsat 805 Satellit, der seinen Vorgänger Intelsat 27 über dem Atlantik ersetzen sollte, nach dem Raketenstart ins Meer stürzte. Andere, vor allem amerikanische Airlines, setzen auf Bodenantennen. Eine Verbindung ist dann jedoch nur über dem Festland möglich.

Foto: Lufthansa

Eine kostenlose Seite bietet Nachrichten, die kostenpflichtige WLAN-Variante wird über die Deutsche Telekom abgewickelt. Foto: Lufthansa

Zweiter Anlauf

Für die Lufthansa ist es bereits der zweite Anlauf mit Internet im Flugzeug. Einen ersten Vorstoß gab es bereits 2003 bis 2006. Die Lufthansa setzt dabei auf das System von Connexion des Flugzeugherstellers Boeing. Geboren wurde das Projekt noch vor dem Platzen der DotCom-Blase. Aber der Flugzeuggigant aus Seattle stellte den Onlinedienst 2006 ein – zu teuer. Diesmal sieht es besser aus.

„Unsere Gäste bewerten das FlyNet-Angebot überaus positiv“, sagt Lufthansa-Pressesprecher Michael Lamberty. „Verweildauern im kostenlosen FlyNet-Portal liegen im Schnitt bei mehr als 30 Minuten.“ Das kostenlose Portal gibt es neben Informationen zum Flug vor allem Nachrichten aus Politik und Sport.

19 Euro für 24 Stunden

Kern jedoch ist ein kostenpflichtiger Zugang, der über die Deutsche Telekom als Abrechnungspartner läuft. Die meisten nutzen die 24-Stunden Flatrate für 19 Euro. Das sind zwar keine Peanuts, aber nicht wenige Hotels haben ähnlich hohe Preise. Immer mehr Fluggäste sind bereit, für Internet Geld auszugeben: „So nutzten zum Beispiel am 12. August 2013 mehr als 70 Gäste auf dem Flug von Frankfurt nach Los Angeles das Angebot“, sagt Michael Lamberty. Neben geschäftlicher Kommunikation nutzen die Passagiere das Netz auch für private Zwecke, und vor allem für Soziale Netzwerke.

Erlaubt ist die Nutzung von VPNs, um sich zum Beispiel Firmen-Intranets einzuloggen. Skype und andere VoIP-Dienste sind offenbar nicht geblockt, allerdings wünscht die Lufthansa, dass sie aus Rücksicht auf andere Passagiere nicht genutzt werden.

Der weiße Fleck in Asien

Während die FlyNet-Karte das gesamte Lufthansa-Streckennetz abdeckt, bleibt ein großer weißer Fleck: China. „Aufgrund von regulatorischen Gründen schaltet sich bei Flügen über chinesischem Hoheitsgebiet das FlyNet-System automatisch ab und nach dem Verlassen wieder an.“ Trotzdem erreichen die Nutzungszahlen auf Flügen nach Tokio (Narita) und Shanghai mittlerweile ähnlich hohe Werte wie über dem Nordatlantik.

Übrigens: Das Panasonic-System errichtet im Flugzeug auch eine GSM-/GPRS-Funkzelle. Technisch wären Handy-Gespräche damit kein Problem. Aber nicht wenige Reisende hoffen, dass das Flugzeug noch lange eine Handygesprächs-freie Zone bleibt.

 

Die Zahlen

  • 92 Langstreckenflugzeuge und damit praktisch fast die gesamte Langstreckenflotte sind bereits mit Lufthansa FlyNet ausgestattet. (Der Airbus A380 wird 2014/15, vier Boeing 747-8 bis Oktober 2013 umgerüstet.)
  • Die Kosten richten sich nach der Surfdauer: Eine Stunde kostet 10,95 Euro, 24 Stunden 19,95 Euro – das Kontingent kann auf Umsteigeverbindungen weitergenutzt werden.
  • Bandbreite (skalierbar)
    • 6 Mbps (in das Flugzeug)
    • 1 Mbps (aus dem Flugzeug

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