Bezahlen mit # statt mit €

 

Ist Bitcoin die Zukunft der Währung – oder ein großer Finanzbetrug? Darüber wird in Artikeln, auf Podien, in Internet-Foren und Tech-Podcasts lautstark gestritten. Dieser Streit überdeckt jedoch die Tatsache, dass sich in der Welt des elektronischen Bezahlens derzeit viel tut. Eine Übersicht.
M-Pesa agent in Bunda
M-Pesa-Agentur in Bunda. Foto: Emil Sjoblom, Flickr CC-2.0-by-sa-Lizenz

M-Pesa: Überweisung per SMS

In Europa stehen Banken derzeit nicht so hoch im Kurs. Das Beispiel Afrika zeigt aber auch, dass ohne ein funktionierendes Bankensystem die Wirtschaft sich nicht entwickeln kann. Im Jahr 2007 startete der kenianische Mobilfunkbetreiber Safaricom das M-Pesa-System. Damit konnte erstmals Geld von Mobilnutzer zu Mobilnutzer direkt überwiesen werden – per SMS, innerhalb von Sekunden. Mittlerweile ist M-Pesa in vielen Ländern Afrikas verfügbar.

Geld überweisen per E-Mail

In den USA rollt Google derzeit die Überweisungsfunktion via E-Mail aus. Alle Nutzer, die über einen Gmail- und einen Google-Wallet-Account verfügen, können sich gegen eine Gebühr von 2,9 % (mindesten 30 US-cent) Geld per E-Mail überweisen. Allerdings gibt es noch keine Pläne, das System auch nach Europa zu bringen. Warum? In Europa ist der Bedarf nicht so hoch, hier werden Überweisungen oft innerhalb eines Tages abgewickelt. In den USA hingegen dauert es bis zu 10 Tage, bis das Geld von einem auf ein anderes Konto gelangt. Diese Lücke will Google ausnutzen.

Zahlen mit Hashtag

Seitdem Twitter mit American Express kooperiert, können Kunden mit dem Hashtag bezahlen. Mit einem speziellen Tweet, in dem das Produkt erwähnt wird, können Kunden ihre Order abgeben. Sie erhalten einen Bestätigungs-Hashtag von Amex, den sie wiederum twittern müssen. Danach haben sie 15 Minuten Zeit, auf den Bestätigungslink in der Email zu klicken. Nach einem einfachen Einkaufserlebnis klingt das nicht gerade.

Shoppen mit Amazon Coins

Vor gut einem Jahr stellte Amazon seine virtuelle Währung „Coin“ vor. Die Bezahlmethode hat jedoch zahlreiche Nachteile. So erhebt Amazon eine Transaktionsgebühr von 30%, gibt keine Zinsen und ein einfacher Rücktausch ist auch nicht möglich.

Verrufen: Gutscheine

In vielen Supermärkten und Kiosken hängen nicht nur die üblichen Ikea- oder Amazon-Gutscheine, sondern auch die von Firmen wie Paysafecard, CashU und anderen. Die sind vor allem bei Jugendlichen beliebt, die im Internet shoppen wollen, und keine Kreditkarte besitzen. In die Kritik geraten sind die Bezahlsysteme jedoch, weil dadurch nahezu anonymes Bezahlen möglich ist, sei es für One-Click-Hoster wie Rapidshare oder zum Einkaufen via Tor-Netzwerk, zum Beispiel bei „Silk Road“.

Vorteil Bargeld

Unzählige Systeme versuchen derzeit die Bezahlung „einfacher“ zu machen. Ob per NFC oder dem von Apple verwendeten iBeacon – Kreditkartenfirmen, Banken und andere Finanzanbieter wollen den Markt aufmischen. Die Zukunft dieser Projekte ist jedoch fraglich. Denn Bargeld hat viele Vorteile, auf die Nutzer nicht verzichten möchten: Es funktioniert immer, man hinterlässt keine digitalen Spuren und es wird überall akzeptiert. Eine digitale Ersatzwährung muss, will sie erfolgreich sein, diese Voraussetzungen auch erfüllen.

Und was ist jetzt mit Bitcoin?

Bitcoin und ähnliche Kryptowährungen wie „DogeCoin“ oder „ConYe West“ sind eine interessante Sache – aber als Währung für Normalmenschen (noch?) untauglich. Die Volatilität ist hoch (der Bitcoin-Umrechnungskurs zum US-Dollar schwank sehr stark) und keiner weiß, was sein Bitcoin in einer Woche noch Wert ist. Wer hinter Bitcoin steckt, wer der angebliche Gründer Satoshi Nakamoto ist und wer vom Steigen und Fallen der Bitcoin-Kurse profitiert – das bleibt derzeit noch alles im Dunkeln. Noch dazu wird die angebliche Anonymität der Währung von Experten bezweifelt.

Aber: Kryptowährungen stecken noch in den Kinderschuhen. Und sie haben einige Vorteile (wie zum Beispiel das weltweite Bezahlen in sekundenschnelle). Die Chancen stehen gut, dass sich eine oder mehrere Krypto-Währungen weiterentwickeln und weltweit verbreiten. Und dass sie dann in 10 oder 20 Jahren eine weitere Zahlungsoption sind.

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